Predigt

 


Die Predigt zum Lesen

Liebe Schwestern und Brüder,
Grauen ringsum: Alle wollen mir böses. Alles ist schlimm. Mancher erlebt die Welt so: In einer depressiven Phase, im Burnout etwa. Vielleicht auch in den Wochen des Lockdwon: Keine Aussicht mehr.

Wer in einer solchen Gemütslage ist, der hat es schwer: Wie kann man da auf andere Gedanken kommen? Die Erfahrung: man ist nicht allein, es gibt Hilfe: Der Blick in die Bibel … Der Prophet Jeremia hat es ähnlich erlebt. Grauen ringsum. Verleumdung der Vielen. Alle warten darauf, dass ich stürze.

Er hat diese Erfahrung notiert. und auch, wie er aus so einem „Loch“ herausgekommen ist: Der Herr steht mir bei, die Verfolger straucheln. Der Herr rettet das Leben des Armen.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich bin überzeugt, dass der Blick in die Bibel immer wieder helfen kann – egal in welcher Lebenslage: in frohen Stunden, aber auch in schweren Zeiten. Es gibt keine Erfahrung, die nicht vorkommt, von der Geburt bis zum Tod. Die Bibel ist ein Buch des ganzen Lebens: Die Erfahrungen so vieler Menschen mit Gott. Und die Erfahrung Gottes mit so vielen Menschen sind in diesen Erzählungen festgehalten. Und in diesen Worten weht Gottes Geist und lässt sie zu Erfahrungen werden, die uns, dem Leser, dem Hörer, jetzt, in seiner Situation auch lebendig und hilfreich werden können.

Schon oft habe ich selbst diese Erfahrung machen können: Es hilft, in der Bibel zu lesen, auf das Wort Gottes zu hören. Manchmal kann man ganz gezielt einen Abschnitt nehmen, oft wird man von jemand anderen darauf hingewiesen. Und manchmal klappt es tatsächlich auch „einfach so“: Man schlägt irgendwo auf und fängt zu lesen an. Oder geht in den Gottesdienst und hört die Stelle, die zufällig an diesem Tag vorgetragen wird und denkt sich: Ja genau, das ist es, was für mich heute wichtig ist.

„Ihr, die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf!“ So ruft es uns etwa ein Vers des Antwortpsalms zu.

Oder die Worte, die der Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom schreibt: „Die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, ist den vielen reichlich zuteilgeworden!“

Da braucht man vielleicht ein bisschen – Paulus schreibt oft kompliziert, aber doch sehr hintergründig: Jesus hat unser Schicksal gewendet: Nicht mehr Tod ist das Ziel unseres Lebens, sondern Leben: Und das haben nicht wir bewirkt, sondern das hat Gott getan: Es ist seine Gnade.

Und dann gibt es da auch Stellen, die uns zum Nachdenken herausfordern: Jener Satz Jesu von den zwei Spatzen: „Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.“
Nichts geschieht ohne den Willen des Vaters: Aber wie ist das dann mit Krankheit, warum dann diese Pandemie: auch der Wille des Vaters? Dass viele Menschen sterben?

Da regt sich Widerstand in uns – und ich merke, so einfach ist es oft nicht. Gott will doch nicht das Schlechte, er will das Heil für die Menschen. Und: Wo bleibt die Freiheit, mich zu entscheiden, wenn Gott schon alles gesteuert hat? Nein, so einfach kann es nicht sein. Was ist also der Wille des Vaters? Was sollen wir lernen? Ich glaube, da muss jeder auch für sich weiterdenken. Ja, genau darin liegt der Schlüssel: Diese Frage muss ich mir immer wieder für mich stellen: Was ist der Wille des Vaters für mein Leben? Vielleicht unter der Prämisse: „Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater bekennen.“ Und vielleicht merke ich dann, wie Gott mich führen möchte.

Gottes Wort will immer auch ein Zuspruch für uns sein: „Fürchtet euch nicht!“

Predigt

 


Die Predigt zum Lesen

Liebe Schwestern und Brüder,
Wie läuft es denn derzeit bei den Menschen in Italien oder in Spanien? Zu Anfang der Corona-Krise waren diese Länder ja einmal stark im Mittelpunkt des Interesses. Aber danach, als es bei uns im Land auch immer mehr Corona-Fälle gab, verschwanden diese Länder aus den Nachrichten. Noch vor einigen Wochen war es tatsächlich schwierig, auf deutschen Seiten im Internet konkrete Informationen darüber zu bekommen. Und inzwischen weiß man immerhin so viel, dass man dort Urlaub machen kann. Aber: Wie geht es den Menschen konkret mit Corona – außerhalb der Urlaubsregionen? Darüber gibt es kaum Informationen: zu sehr geht unser Blick auf uns selbst, oder auf die wirtschaftlichen Hilfsprogramme und die weiteren Lockerungsmaßnahmen. Und eben: Wo wir Urlaub machen können oder auch nicht.

Zwischendurch aber gibt es Nachrichten, die wieder aufhorchen lassen und den Blick woanders hin lenken: Etwa auf das Problem von Rassismus, auf Ungleichheit zwischen Menschen, auf Nationalismus, und und und. Oder auf Klimaschutz: Der ist in den vergangenen Monaten ja auch ziemlich stark von der Bildfläche verschwunden, als bräuchte es diesen nicht immer noch ganz dringend, wenn wir nicht auf weitere Katastrophen zusteuern wollen.

Immer wieder stehen Menschen auf und erheben ihre Stimme – damit wir nicht versinken im Alltag unserer Probleme, die, wenn wir ehrlich sind, doch oft unbedeutend klein sind: Die Frage, ob Urlaub in der Türkei möglich ist, wird unwichtig, wenn es plötzlich um die Frage nach lebensbedrohender Krankheit geht – egal ob bei mir selbst oder bei anderen. Oder dort, wo Menschen um ihr nacktes Überleben kämpfen müssen …

Immer wieder stehen Menschen auf und erheben ihre Stimme, um unseren Blick darauf zu lenken, was für das Leben wichtig ist. Und dazu gehört – ganz entscheidend – auch unser Blick auf Gott. Nicht nur auf das irdische Wohlergehen zu schauen und von ihm alles Heil zu erwarten, sondern auf das Heil zuzugehen, das uns im Himmelreich verheißen ist. Dass wir über unseren menschlichen Tellerrand hinausschauen, darauf, dass es Größeres gibt. Und zwar nicht irgendetwas.

Das ist ja die Frohe Botschaft, mit der die Apostel in die Welt hinausgehen sollen: Da ist ein Gott, ein jemand, einer, der auf die Menschen schaut. Einer, dem auch unser Heil hier schon wichtig ist: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, mach Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“, so der Auftrag Jesu. Aber zuerst auch der Ruf: „Das Himmelreich ist nahe!“ Gott ist euch nahe – und lässt euch nicht allein auf eurem Weg.

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Aufgabe, mit der Jesus seine Apostel aussandte, bleibt zeitlos aktuell – und ist es gerade auch in unseren Tagen. Diese Frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen, ihnen das Evangelium zu verkünden, ihnen die heilmachende Liebe Gottes zu vermitteln: Diese Botschaft muss auch heute wieder hörbar gemacht werden. Denn sie lässt uns aufschauen, sie lässt uns hoffen, sie lässt uns das Heil erwarten von dem, der es wirklich schenken kann, von dem, der wirklich das „Himmelreich“ schafft. Das sind nicht wir.

Das ist Gott.

Predigt

 


Die Predigt zum Lesen

Liebe Schwestern und Brüder,
vielleicht sagt Ihnen der „Babelfisch“ aus den Romanen von Douglas Adams etwas. Es ist dort eine kleine Kreatur, die ins Ohr eingeführt wird, so dass der Träger dann alle Sprachen der Galaxie versteht. Etwas ähnliches findet sich auch in der Star Trek Fernsehserie: Da gibt es den „Universalübersetzer“. Im Bereich von Science Fiction wird immer wieder daran überlegt, wie die Verständigung über Sprachgrenzen hinweg funktionieren könnte: Dass jeder alles versteht …

Sprachen zu lernen ist ja auch nicht gerade leicht, davon können viele Schüler und Studenten ein Lied singen. Auf der anderen Seite ist es überaus bereichernd, mit anderen Menschen in einer Sprache kommunizieren zu können, sich zu verstehen.

Wer sich mit Übersetzung beschäftigt, kommt aber auch nicht umhin, dass es da um weit mehr geht, als nur Worte von einer Sprache in die andere zu übertragen. Da kann man schon mal von der Pfanne in den Ofen kommen: Ja, so sagt man auf Englisch, auf Deutsch kommen wir aber vom Regen in die Traufe. Und manche Google-Übersetzung ist legendär geworden. Sprache umfasst ja auch weit mehr als einfach nur Worte. Sprache transportiert auch das Verständnis von Welt mit sich, zur Sprache gehört auch die Kultur der Menschen.

Umso interessanter wird das Pfingstereignis: Alle verstehen sich – über alle Grenzen hinweg, über alle Teile der Erde hinweg. Der Verfasser der Apostelgeschichte überschlägt sich mit der Nennung der verschiedensten Länder aus allen Teilen der Erde, mit den verschiedensten Kulturen und Anschauungen. Und sie alle verstehen sich. Der Geist eint sie, er ist der gemeinsame, übergreifende Nenner.

Es ist eine wunderbare Utopie, ein Zustand, von dem wir heute nur in der Fiktion erzählen können. Wie wäre es, wenn die Menschen sich untereinander verstehen würden: nicht nur in der Sprache, sondern auch darüber hinaus: Wenn die Menschheit mit einer gemeinsamen Stimme sprechen würde – über die Unterschiede in Ländern und Kulturen hinweg! Sicherlich, ein paar Schritte tun wir schon, ein wenig sind Menschen schon zusammen gerückt, etwa durch das Reisen in die verschiedenen Länder der Erde.

Und stark zusammengerückt sind wir sicherlich gerade auch durch unseren Glauben: gerade eine weltumspannende Kirche wie die katholische kann das zeigen, in der es trotz der Verschiedenheit die Zusammengehörigkeit gibt. Es ist ein Gefühl von Heimat, wenn man in der Fremde einen Gottesdienst besuchen kann – selbst wenn man kein Wort versteht …

Liebe Schwestern und Brüder,
diesen Traum der gemeinsamen Sprache, des Verstehens und des Miteinanders über alle Grenzen hinweg sollten wir Realität werden lassen. Und ja, verstehen Sie es ruhig auch als Aufruf, eine Fremdsprache zu lernen. Aber vor allem geht es nicht um die Worte, sondern um ein tieferes Verstehen und Zueinander, eine grundlegende Offenheit füreinander. Gerade die Anstrengungen dieser Krisenzeit zeigen es ja, wie nötig es ist, dass die Menschheit weltweit an einem Strang zieht, um die Pandemie in den Griff zu bekommen: Und wie fatal es ist, wenn sich einzelne dagegen stellen und meinen, sie wären alleine die ersten.

Der Traum der geeinten Menschheit: ich hoffe, er bleibt nicht der Science Fiction vorbehalten: Wenn wir Gottes Geist in uns und in der Welt wirken lassen, dann kann die Welt Pfingsten erleben!

Predigt


Die Predigt zum Nachlesen

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

„Wir haben nichts gehört und nichts gesehen“: Die Kirche hat sich in den letzten Wochen viel zu still gehalten, so lautet eine derzeit manchmal geäußerte Kritik. Eigentlich kann man darauf gar nicht wirklich eingehen, denn man sieht und hört nur, was man auch sehen und hören möchte: Die massiv gesteigerte Präsenz und Anzahl der kirchlichen Angebote über das Internet, die vielfältigen Versuche in den Pfarreien und Diözesen, um miteinander trotz Kontaktsperren in Kontakt zu bleiben; die Hilfe ganz konkret durch organisierte oder spontane Caritas, die Pflege von Kranken: da waren es zuerst die kirchlichen Krankenhäuser, die Corona-Kranke aus anderen Ländern aufgenommen haben. Die Liste ließe sich fortsetzen: Im kirchlichen Leben gab es keineswegs einen Stillstand, auch wenn vieles im Stillen, so manches einfach auch im Hintergrund stattgefunden hat, ohne dass groß darüber berichtet wurde.

Doch der Satz Jesu, den uns das Johannesevangelium überliefert hat und den wir heute im Evangelium gehört haben, hat weiterhin Gültigkeit: „Der Vater wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.“ — Die Welt sieht und kennt den Geist nicht: Jenen Geist, der letztendlich das kirchliche Leben ausmacht, ja selbst ist.

Wir gehen ja schon wieder auf das Pfingstfest zu, den Geburts-Tag der Kirche. Denn mit der Gabe dieses angekündigten Beistands, mit dem Heiligen Geist, beginnt die Geschichte der Kirche. Die Kirche ist letztlich nichts anderes als die Gemeinschaft, in der dieser Geist Gottes lebendig ist – oder umgekehrt: die sich durch diesen Geist lebendig machen lässt.

Das muss man auch mit bedenken: Die Lebendigkeit wirkt in der Kirche durch ihre Glieder: Wir sind getauft „im Wasser und im Heiligen Geist“: In uns lebt und wirkt der Heilige Geist. Und was durch uns, einen jeden einzelnen von uns, geschieht, das ist letztlich Werk der Kirche. Der Heilige Geist wirkt in und durch jeden von Ihnen genauso wie durch den Papst oder einen Bischof. Und überall so viel, wie jeder ihn wirken lässt: mal mehr und mal weniger.

Liebe Schwestern und Brüder.
noch eins ist mir wichtig: Man sieht ihn nicht – und doch ist er da; man hört ihn nicht – und doch spricht er uns an; man erkennt ihn nicht – und doch wirkt er.
Es geht für das Wirken des Heiligen Geistes – und auch das Wirken der Kirche – nicht immer nur um das, was man sieht und hört, um viele Aktionen: Zur Kirche gehört wesentlich auch das Gebet, gehört Lobpreis, gehört Bitte, gehört stilles Da-Sein vor Ihm, dem Ewigen.

Wie viel wurde in diesen letzten Wochen gebetet? So wird selten gefragt … Aber ich glaube, das ist auch etwas sehr Entscheidendes – und etwas, was für die Kirche eben auch wesentlich ist. Durch solches – zweckfreies und stilles – Tun / oder Nichts-Tun wurde so manches Vertrauen gestärkt, so manche Hoffnung aufgerichtet, so mancher Trauernde getröstet, so manches Leid erleichtert.

Man kann ihn nicht sehen: diesen Beistand Gottes. Und dennoch ist er da. Wir sind der Raum, wo er da sein kann: Lassen wir ihn bei uns sein, in uns wirken. Und dann werden wir ihn auch erkennen, wird er uns offenbar. Dann wird sich Jesu Wort auch bei uns erfüllen:

„Wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“

Predigt


Die Predigt zum Nachlesen

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

„Bitte fahren Sie geradeaus über den Kreisverkehr“ – eine Ansage des Navigationsgeräts, die, bildlich vorgestellt, durchaus komisch wirken kann – vielleicht kennen Sie den Cartoon dazu. Wir wissen natürlich, was das Navigationsgerät meint und fahren nicht geradeaus, sondern brav die Kurve des Kreisverkehrs aus. Es gibt auch noch andere Anweisungen dieser Geräte, die komisch sind; oder noch schlimmer: wo sie einen in die Irre führen.

Inzwischen sind die Geräte allerdings immer besser, leisten sich kaum noch Fehler in der Routenführung – auch die Ansagen werden immer klarer und unmissverständlicher. Und oft ist es gut, diese Geräte zu haben: Ich bin froh, dass sie mich immer wieder ans Ziel bringen, wenn ich in unbekannten Städten unterwegs bin. Denn da kenne ich die Wege nicht …

„Wir kennen den Weg nicht.“ So spricht es Thomas heute aus – wieder einmal Thomas. Während Jesus es voraussetzt, dass seine Jünger Bescheid wissen: „Wohin ich gehe, den Weg dorthin kennt ihr.“ Ja: Thomas fasst es für uns ins Wort; es ist gleichsam unsere Neugierde, die er da ausspricht: Wohin geht Jesus? Natürlich, in den Himmel – also wissen wir es doch. Nur: Wo ist denn der Himmel? Und wie ist denn der Weg dorthin?

Und ehrlich: Ganz so einfach tun wir uns nicht, wenn wir diese Fragen beantworten wollen. Im Gegenteil: Diese Fragen werden uns immer begleiten, ein ganzes Leben lang. Vielleicht auch in anderer Form:

Was ist denn Ziel meines Lebens – oder besser, was ist mein Ziel über dieses Leben hinaus?

Und wie finde ich meinen Weg? Hier durch dieses Leben – und dann auch darüber hinaus?

Liebe Schwestern und Brüder,
Thomas bekommt tatsächlich eine Antwort auf seine Fragen – und damit auch wir! Jesus geht zu seinem Vater, das heißt zu Gott. Und das soll auch unser Ziel sein. Leider wird unsere Frage damit nicht leichter: Denn was bedeutet es für mich: „Bei Gott sein“? Immerhin eines kann ich sicher sagen: Es ist kein Ziel, das in mir liegt, so etwas wie „innerer Friede und Zufriedenheit“, es ist kein subjektives Ziel, sondern es ist ein objektives Ziel: Es liegt außerhalb von mir – und damit kann dieses Ziel eines sein, das für alle Menschen gilt. Und zum zweiten: Das Ziel ist keine Sache, sondern eine Person – und damit auch nicht etwas abstrakt-Dingliches, sondern etwas persönliches. Und das, so finde ich, ist etwas, das für mich unheimlich wichtig geworden ist: Es geht nicht auf irgendetwas zu, sondern auf jemand.

Jesus gibt auch noch Antwort auf die zweite Frage: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich.“

Und auch dies ist wiederum eine Antwort, die eine bleibende Herausforderung ist: Wir müssen immer wieder auf ihn: auf Jesus Christus schauen, müssen immer wieder auf ihn hören, auf seine Frohe Botschaft, das Evangelium – und immer wieder die Begegnung mit ihm suchen, in der Feier des Gottesdienstes und der Sakramente.

Was will er uns heute sagen? Bedenken wir immer wieder im Gebet, wie Jesus uns vorangegangen ist. Stellen wir uns die Frage: „Was würde Jesus tun?“, und wählen unseren Weg entsprechend. Damit wir uns nicht verlaufen. Und keinen unsinnigen Weg einschlagen. Fahren Sie nicht geradeaus über den Kreisverkehr, auch wenn die Richtung stimmt …

Oder: Um es für die aktuelle Situation zu übersetzen: Ja, die Eucharistie, die Kommunion zu empfangen, ist die wichtigste Lebensquelle unseres Glaubens, die Form, in der wir Jesus am nächsten kommen. Doch ich frage mich: Legen uns die Umstände derzeit nicht nahe, noch ein wenig geduldig auszuharren.

Ehrlich gesagt: Ich kann mich mit der Form des Kommunionempfangs nicht anfreunden … Für mich wirkt das wie „geradeaus über den Kreisverkehr“ – die Richtung stimmt …

 

Predigt


Die Predigt zum Nachlesen

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

Laschet oder Söder, Merkl oder Merz – wer hat Recht mit dem Kurs, den er vorgibt? Das ist die große Frage momentan. Und wahrscheinlich kann man die Liste noch ergänzen oder andere aufstellen, à la: „Welchem Virologen folgen Sie mit Ihrer Meinung?“

Jeder möchte den richtigen Weg zeigen, wie wir seiner Meinung nach diese Krise meistern. Oder auch in anderen Fragen, egal ob politischer, gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Art: Welchen Weg sollen wir einschlagen, der uns in die Zukunft führt – und zwar eine, die gut ist für uns. Wem folgen? Eine schwierige Frage.

„Folge mir!“ – So lautet die Grundbotschaft aller. Folge mir, damit du ein gutes Leben hast – so das Versprechen. Ob es dann auch stimmt, das wird allerdings erst die Zukunft zeigen. Und im Moment sehen wir auch, wie schnell sich Wege und Meinungen ändern können: „Masken sind Unsinn.“ „Mit uns wird es keine Masken geben.“ „Es braucht keine Pflicht, es ist nur eine Empfehlung.“ „Jeder muss eine Maske tragen – sogar jetzt dann in den Gottesdiensten.“ So schnell ändert sich der Weg, den wir einschlagen sollen … Wie wird der Weg noch weitergehen? … Und: Wem also folgen?

„Folge mir!“ So ruft uns auch Jesus zu. Folge mir, denn ich bin der gute Hirt! Und ich zeige euch den Weg zum Leben. Auch sein Versprechen lautet so. Ist das, was wir da im Evangelium gehört haben, denn der gleiche Ruf wie die vielen Stimmen und Rufe, die es auch heute gibt? Jesus folgen – nur eine Möglichkeit von vielen?

Auch wenn es in der Kirche ungern gehört wird: Ja, tatsächlich, es ist heute wirklich nur eine Stimme unter vielen: Und die einen hören und folgen, die anderen hören und folgen anderen Stimmen. Tatsächlich ist dieser Ruf Jesu heute sogar eher eine leise und schwache Stimme: Er ist nicht der laute Rufer, der Menschen, koste es was es wolle, auf seinen Weg rufen will. Dem lauten und plakativen Schreier hört und folgt man auch viel leichter und eher.

Dennoch: Seine Stimme wird schon noch gehört. Die Schafe hören ihn, sie kennen seine Stimme und sie folgen ihrem guten Hirten. Diese Stimme unterscheidet sich nämlich in einem wesentlichen Punkt von den anderen Stimmen: Wenn sie das Leben verspricht, dann sagt sie Wahrheit. Jesus kennt nämlich den Weg – er ist ja der Weg. Und er ist den Weg ja auch schon gegangen, er hat dieses Leben bereits, von dem er spricht; er redet nicht von einer unbekannten und ungewissen Zukunft. Und daher können wir ihm vertrauen: Er braucht sich nicht zu korrigieren, sein Wort ist wahr, sein Wort ist beständig.

„Ich bin der gute Hirt.“

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“

Freilich: Sein Ziel ist auch ein anderes: Das Leben, das er verspricht, ist ein anderes als unser jetziges; es ist eines, in dem wir Erfüllung finden werden, eines, das die Beschränkungen und Verletzlichkeiten dieses Lebens nicht kennt. Es geht über unseren diesseitigen Horizont hinaus. Und doch gibt uns dieser Blick eine Hoffnung, mit der jede Hoffnung dieser Welt nicht mithalten kann:

Denn Jesus ist diesen Weg schon gegangen, an ihm hat Gott sein Versprechen schon erfüllt. Und darum ist es gut: auf seine Stimme hören, ihm, dem guten Hirten zu folgen und nicht anderen, fremden Stimmen, die so oft nicht wirklich wissen, wovon sie sprechen.

„Lasst euch retten aus diesem verdorbenen Geschlecht!“ – So ruft Petrus uns auch heute zu. Gott wird euch retten und bewahren.

Und die Türe steht offen: Nicht nur die Kirchentüre, die wir derzeit bewusst oft offen stehen lassen: Jesus spricht: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden.“


 Die früheren Predigten finden Sie im Menü beim Eintrag „Pfarrer“

Predigt


Die Predigt zum Nachlesen

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

nichts ist mehr so, wie es mal war … Innerhalb kürzester Zeit ist alles anders geworden … Wie wird es weitergehen? Was kommt als nächstes? Wann können wir uns endlich wieder mal richtig befreit freuen?

Die Situation der Jünger, damals nach dem Tod Jesu, und unsere Situation heute ähneln sich wohl irgendwie. Wir fühlen uns hilflos und vielleicht auch hoffnungslos: Wir wissen nicht, was noch alles auf uns zukommen wird, was die nächsten Tage, Wochen, Monate uns bringen werden. Und so viele Fragen bleiben offen. Und das sind nicht nur die Fragen nach dem Woher des Virus oder den Möglichkeiten, ihm Herr zu werden.

Eine der offenen Fragen ist: Wo bleibt Gott?

Da gibt es jene, die ganz schnell mit der Antwort kamen: Dieser Virus sei eine Strafe Gottes. Das ist eine Antwort, die sich nicht auf Jesu Botschaft berufen kann; und die auch die Botschaft des Alten Testaments nicht wirklich erkannt hat: Unser Gott ist ein eifersüchtiger Gott, aber kein strafender; unserem Gott geht Barmherzigkeit über alles – und um den Sünder auf den rechten Weg zu führen gibt er sogar seinen Sohn: So geht der christliche Glaube.

Aber die Frage geht auch andersherum: Warum handelt Gott nicht, warum hilft er nicht? Will er etwa nur ausreichend gebeten werden? Macht es ihm denn gar nichts aus, wenn Menschen leiden und sogar sterben? Doch auch diese Antwort widerstrebt unserem christlichen Gottesbild: Ist er doch ein Gott, der mit den Menschen mitleidet, ein Gott, der schon mitten drin ist: In den Tagen der Fastenzeit ist uns dieses Bild des mitleidenden Christus ja nahe gewesen und deutlich geworden. Und ist es nicht auch schon die Botschaft des Alten Testaments: Ich höre ihr Klagen und Schreien in Ägypten. Deshalb bin ich schon dabei, sie zu retten. Nur wo ist er? Hört er dieses Mal nicht?

Liebe Schwestern und Brüder,

ich bin überzeugt, dass Gott sehr wohl hört. Dass er da ist. Dass er handelt – für das Heil der Menschen. Denn das ist unser christliches Gottesbild. Er ist da – aber wie er handelt und ob wir ihn wahrnehmen, das ist die andere Frage.

Die Jünger haben sich aufgemacht, sind wieder zurück in ihrem Leben, gehen wieder Fischen auf dem See Genezareth. Sie sind beschäftigt, draußen auf dem See. Auch wenn es nichts bringt. Und Jesus ist da: Er steht am Ufer – zuerst unentdeckt, dann weiter unerkannt. Und er ist es, der sie anspricht. Der ihnen Hilfe und Rat gibt: Er sagt ihnen, wie sie Fischen sollen – dabei sind sie doch die Profis und sollten selbst wissen, wie’s geht. Aber Jesu Rat ist doch besser als ihre gesamte Erfahrung, ihre gesamte Weisheit – Jesu Rat hilft tatsächlich – und sogar im Übermaß.

Und wann merken sie’s? Immerhin einer ist dabei, der darauf kommt: „Es ist der Herr“. Das muss er dem Petrus zuflüstern, nachdem das Wunder des reichen Fischfangs schon passiert ist!

Jesus ist da! Er hilft. Er lässt seine Jünger nicht im Stich! Auch, wenn sie ihn nicht erkennen. Auch wenn sie ihn trotz des Wunders nicht erkennen!

Jesus sorgt für seine Jünger: Das Kohlefeuer brennt, Fisch und Brot hat der Herr seinen Jüngern bereitet, damit sie sich nach der langen, anstrengenden Nacht wieder stärken konnten. Ein bisschen dürfen auch sie noch dazu beitragen, einen Fisch aus ihrem Fang dazu bringen.

Liebe Schwestern und Brüder,

Gott ist da – auch für uns heute. Auch wenn wir ihn nicht sehen können – noch nicht. Er wird für uns sorgen – und auch wir werden unseren Teil dazu beitragen können.

Bleiben wir wachsam und aufmerksam – und halten wir unsere Augen offen: Damit wir ihn sehen, wenn er am Ufer steht!

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